Johanna wächst mit ihren brüdern markus und lukas in einer fanatischen gemeinschaft auf. Die liebe und schutz gebende mutter ist früh gestorben und die strenge, strafende hand des vaters, der der leiter dieser gemeinschaft ist, führt zu einer engen, verängstigten lebenseinstellung bei den kindern. Sie streben nach erfüllung der gemachten vorgaben, da sie hierin sicherheit und halt vermuten und auf die liebe des vaters hoffen. das leben - das lebendige leben - schließen sie jedoch aus.
"ER ist immer an deiner Seite, wenn du IHN loslässt, bist du ganz alleine, kann dein fuß nicht mehr gehen." Wer auch immer "ER" ist, der einzig wahre Gott oder das väterliche Wort – johanna selbst wird von schuldgefühlen und ängsten geführt und kann den konflikt nicht lösen. und auch als erwachsene verlässt "er" sie nicht: Überall ist "er" dabei: unterwegs, auf dem clo unter der dusche, bei der ersten verbotenen liebe. „er“ weiß, was sie schlechtes tut, wofür sie in die hölle kommt. „er“ hindert sie aber nicht schuldig zu werden, auch nicht sich zu verlieben, feiern zu wollen oder sich hübsch anzuziehen, modern zu sein. "er" ist beim sex dabei, "er" begleitet sie beim weglaufen, erscheint ihr auf stationen ihrer flucht bis sie "ihn" verflucht. Sie erlebt sich von "ihm" getragen, verfolgt, vergewaltigt, verführt.
als sie zum wiederholten Male ihrem jugendlichen sohn nachgeht, um ihn vor möglichen schrecklichen erlebnissen zu bewahren, geschieht ihr ein seltsamer unfall. sie landet in einer zeit zwischen den welten. und durch eine begegnung der dritten art, setzt sie sich mit ihrer geschichte, mit alten bekannten und aufgegebenen wünschen auseinander – ein eingefahrenes weltbild in ihrem kopf wird zurecht gerückt.
Die Autorin Claudia schreiber (u.a. "Emmas Glück") ist in einer baptistengemeinde aufgewachsen bis sie sich im alter von 20 Jahren von den fundamentalistischen ansätzen löste und ausbrach. In ihrem Roman "ihr ständiger begleiter" hat sie ihre eigene geschichte aufgegriffen und künstlerisch verarbeitet.
Verspielt, frech, provokant, wachrüttelnd, ein bißchen unmoralisch.
hören sie auch die hr2 frühkritik zum stück
t-raum-produktion mit sarah c. baumann und birgit schön
bearbeitung sarah c. baumann
uraufführung im t-raum offenbach am 24. oktober 2014 mit freundlicher unterstützung durch das kulturbüro der stadt
© fotos: heike bandze