Judith (Birgit Schön) ist Krankenschwester. Gerade kommt sie von der Beerdigung eines Patienten. Sie hat ihn, Ronald (Dirk Wegmann) sehr professionell auf dem Weg seiner Krankheit bis hin zum Tod begleitet. Mit sauberer Handschrift notiert sie in die Krankenakte: "am 6. Mai 1994 ist Ronald Akkerman an den Folgen von Aids gestorben".
Sie will das Dossier schließen, doch Erinnerungen an die Begegnungen und Auseinandersetzungen mit ihrem Patienten drängen sich ihr auf. Noch einmal steht er vor ihr, noch einmal prallen die Welten aufeinander: Die Krankenschwester, hinter der Maske der Professionalität versteckt, voller Vorurteile gegenüber schwulem Leben wird erneut konfrontiert mit Ronalds Spott, seiner Hilflosigkeit und seinem Lebenswillen. Misstrauen, Zurückhaltung sowie die allmähliche Wandlung in Freundschaft und tiefes Verständnis werden nochmals durchlebt und dann endlich kann Judith wirklich Abschied nehmen. Es entsteht ein packendes Porträt zweier Leben, die sich in einer Ausnahmesituation begegnen und sich mit Krankheit, Sterben und dem Sinn des Lebens auseinandersetzen.
Sarah C. Baumann hat dieses menschliche Lehrstück um ein Thema, dem sehr gerne so lange ausgewichen wird bis es nicht mehr anders geht, mit feinfühliger Hand unpathetisch, undramatisch und äußerst plastisch inszeniert. Ein Stück zum hinschauen: packend, spannend und ehrlich.
Suzanne van Lohuizen, geboren 1953 in Delft/Niederlande. zählt zu den bedeutendsten Stimmen des niederländischen Theaters, insbesondere des Kinder- und Jugendtheaters und erhielt bereits mehrere Auszeichnungen und Preise.
t-raum-produktion mit Birgit Schön und Dirk Wegmann; Regie: Sarah C. Baumann
premiere am 22. juli 2016
© fotos: heike bandze